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Schüleraustausch in Montfort-sur-Meu

Vom 23.03. bis 04.04. verbringen Schüler der 9. Klassen wieder ereignisreiche Tage in unserer französischen Partnerstadt Montfort-sur-Meu. Dabei tauchen die Schüler nicht nur in den Schultag ihrer französischen Altersgenossen ein, sondern werden auch Mitglied einer französischen Familie und lernen die Kultur und Schönheit der Bretagne kennen. Nach dem Gegenbesuch der Franzosen in Marktheidenfeld im Oktober 2024 dürfte es ein freudiges Wiedersehen und am Ende vermutlich einen tränenreichen Abschied geben. Hier berichten wir täglich von den Erlebnissen und Erfahrungen, die Schüler und Lehrer im Nordwesten Frankreichs machen dürfen. Die Berichte kommen in der Regel jeweils am Abend oder am nächsten Morgen. Viel Spaß.
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Samstag/Sonntag, 29./30.03.: Hoch die Hände, Wochenende!

Das Wochenende steht immer im Zeichen der Familienausflüge. Die Schüler versuchen die beiden Tage, in denen sie deutlich mehr kommunizieren müssen als an Werktagen, irgendwie über die Runden zu kommen. Dabei stehen nicht selten ein Besuch des Marché des Lyces in Rennes, ein Ausflug ans Meer oder gemeinsame Soirées mit anderen Austauschschülern auf dem Programm. Der Schreiber dieses Flogs besuchte den berühmten Markt in Rennes und verbrachte den Sonntag an der rosa Granitküste. Einige Eindrücke finden Sie hier oben drüber.

Freitag, 28.03.: Hardcore-Wattwandern am Michelsberg

Mit dem Freitag kam bereits recht früh der Tag des deutsch-französischen Ausflugs… traditionell ein Tag, an dessen Ende die Begleitlehrkräfte dem Nervenzusammenbruch nahe sind, weil sich die Kids dermaßen hochschaukeln, dass irgendetwas Außergewöhnliches passiert. Man konnte als damit rechnet, dass irgendjemand im Watt landet oder Selfies vor dem Altar der Abtei gemacht werden, als man frühs mit zwei Bussen von der Schule in Richtung Mont St.-Michael aufbrach. Zwar hätten alle Schüler mit ihren Begleitlehrern auch komplett in den französischen Bus gepasst, aber wir bestiegen ganz dekadent zwei Busse… ist halt irgendwie auch bequemer. Die knapp 90-minütige Fahrt verlief recht ruhig, außer natürlich die obligatorischen „Herr-Werner-Fragen“, die wie immer im Minutentakt auf den Pädagogen abgefeuert wurden: „Wo können wir uns umziehen? Wie lange müssen wir laufen? Müssen wir da echt hoch? Was wollen wir denn da? Können wir wieder heimfahren?“ etc.

Nach dem nötigen Pipi-Gang und der Anfahrt mit den Shuttlebussen war der beeindruckende Anblick des Berges mit der Benediktiner-Abtei an seiner Spitze doch das eine oder andere Foto wert. Allerdings trübte der wolkenverhangene Himmel etwas die Stimmung. Es war windig, leicht regnerische und irgendwie unangenehm. Leider hatte Herr Werner sonniges Wetter versprochen. Gelogen hatte er nicht, aber dazu später mehr.

Da wir etwas knapp dran waren, erstürmten wir den Berg in Windeseile und kamen etwas außer Atem am Eingang der Abtei an. Einige Damen ließen aber etwas auf sich warten, schien doch der enge Aufstieg vorbei an zahlreichen schnuckeligen Läden allzu viele Verlockungen zu bieten. Vor dem Vergnügen stand aber nun mal ein Kulturprogramm. Die Schüler durften die Abtei nach einem Gruppenfoto auf der Terrasse frei erkunden und taten dies in ihrem individuellen Tempo. Einige Kids hätten wohl nicht mal drei Räume benennen können, die sie bei ihrem Sprint passiert hatten, so schnell waren sie wieder draußen. Doch natürlich gab es auch interessierte Schüler, denen die Architektur und die ehrfurchtgebietenden Hallen und Säle gefielen.

Das wohl verdiente Picknick nahm man verschiedenen Stellen ein, ehe die Souvernirshops gestürmt wurden. Dann setzte leider ein fieser Westwind samt Nieselregen ein. Das war leider kein gutes Omen für die nun anstehende Wattwanderung. Schon das Umziehen und Entkleiden wurde zum Spektakel voller Gekicher und Geplärre. Während die hartgesottenen und die raue Seeluft gewohnten Bretonen ohne zu murren auf die Reise gingen, war das deutsche Lager eine Ausgeburt an Gejammer und Lamentieren: zu kalt, zu nass, zu glitschig, zu uneben, …. zu bescheiden halt! Nur Herr Werner hatte kindliche Freude und hüpfte in seinen quietschroten Wasserschuhen durch das Watt.

Die beiden Wattführer leiteten die knapp 60-köpfige Reisegruppe durch das apokalyptische Wattenmeer und zeigte ihr vor allem die „sables mouvants“, treibsandartige Kissen, die an ein Trampolin erinnern. Das weckte etwas die Lebensgeister, obwohl vor allem die Franzosen einen großen Spaß daran fanden, ihre Kleidung einzusauen. Die bibbernden Deutschen hielten sich da eher etwas zurück. Auf Grund der Kälte wurde der geplante ökologische Aspekte der Wanderung etwas hintenan gestellt und stattdessen knapp das Überleben im Wand thematisiert, vor allem wie man sich beim Einsinken im Treibsand befreien kann.

Am Ende schlugen sich die frierenden Teilnehmer des deutsch-französischen Ausflugs wacker und kehrten sicher an Land zurück, wo die mittlerweile zahlreichen Möwen hämisch zu lachen schienen. Den hungrigen Kids unterlief dann allerdings ein Kardinalfehler. Denn sie deckten sich kurz vor dem Aufbruch nochmals mit Crêpes und anderen Leckereien ein. Das war ein Startsignal für die Möwenarmee, die nun im Geschwader über uns kreiste und gelegentlich herabstieß, um nach dem Essen zu picken. Dabei bleibt es natürlich auch nicht aus, dass die sich im Tiefflug befindlichen Angreifer die eine oder andere Kotbombe fallen ließen. Sie verfehlten allerdings ihr Ziel. Als Krönung des Tages riss mit dem Abmarsch der Himmel auf und die Sonne kam zum Vorschein, so als ob der bretonische Wettergott bei einem Fässchen Cidre auf seiner Wolke säße und die deutschen Gäste verhöhnen wollte. Putain! Jedenfalls wiesen wir Busfahrer Thorsten an, die Bordheizung auf volle Leistung zu knallen, und so ging es auf die Heimfahrt und dann zur Entlassung ins Wochenende. Wir sind gespannt, was unsere Schüler am Montag zu berichten haben.   

Donnerstag, 27.03.: Montfort bei strahlendem Sonnenschein

Nachdem am Vorabend wohl nichts willkommener war als ein warmes Bett, so zeigten sich die BNGler am nächsten Morgen doch recht erholt beim Wiedersehen im Schulhof des Collège Saint-Louis-Marie. Das eher internationale Essen am ersten Abend hatte wohl auch sehr gemundet. Doch nicht so schlimm, diese Franzosen! Der Donnerstag stand im Zeichen der Begrüßung und des ersten Kennenlernens der Örtlichkeiten. Die Schüler erhielten ihre Begrüßungsmappen und schon ging es los. Wie ich habe Sport… muss ich da mitmachen? Können wir nicht die Gruppen nochmal tauschen? Warum muss ich denn in den Latein-Unterricht? Maul, maul, maul… Die Pubertät lässt grüßen! Die Erläuterungen zum französischen Schulsystem veranlassten einige Damen und Herren zur festen Überzeugung zu kommen, dass es bei uns in Deutschland gar nicht so schlecht ist. Zumal ihnen dann noch erklärt wurde, dass einige Schüler nach Schulende um 17 Uhr gelegentlich noch bis zu 90 Minuten Hausaufgaben erwarten.

Beim folgenden Rundgang durch die Schule platzten wir in den einen oder anderen Unterricht. Dass wir als Deutsche zu Objekten des offenen Gaffens wurden, hatten wir schon sehr früh erfahren. Es handelte sich aber tatsächlich nur um Neugier der zumeist kleineren französischen Schüler. Jetzt durften wir uns mal rächen und die Franzosen beim Musik-, Kunst- oder Sprachunterricht beobachten. Auch die „Vie scolaire“, das Management des Schulbetriebs wurde besucht. Der willkommene Imbiss in der Schulkantine kam dann genau zur rechten Zeit. Immerhin sind unsere Schüler es ja gewohnt, spätestens um 9 Uhr das zweite oder dritte Frühstück in der Schule einzunehmen. Man staunte dabei nicht schlecht, dass am Collège bis zu sieben Köche zu Werke gehen.

Nach dem ersten Rundgang in der Schule ging es am Rathaus weiter. Nach dem obligatorischen Pressefoto wurden wir erst mal in den naheliegenden „Wildpark“ geschickt, um die Ökologie-Projekte der Montfortais zu bestaunen, denn immerhin steht der Austausch ja im Zeichen der Ökologie. Dass auch hier wieder Peer Groups gesprengt wurden, verkrafteten einige Deutsche nur schwer. Skandalös! Im Anschluss begrüßte der örtliche Bürgermeister bei einem Becher Saft die deutschen Gäste und stellte Montfort und seine Region vor. Die Beauftragte für die Umsetzung ökologischer Maßnahmen durfte dann nochmals die zuvor gesehenen Umweltprojekte erläutern.

Nach soviel Input mussten die Kids natürlich erstmal von der Leine gelassen werden. Nach dem Mittagessen fand das erste deutsch-französische Fußballspiel statt. Ein Abwehrfehler brachte den Rückstand… Mensch, Niklas! Doch Edeltechniker Linus gelang kurz vor Schluss der Ausgleich. Na klar… im Sinne der deutsch-französischen Freundschaft durfte das Spiel ja nur mit einem Remis enden. Frisch verschwitzt ging es dann bei strahlendem Sonnenschein und mittlerweile auch ordentlich warmen Temperaturen zum Stadtrundgang durch Montfort. Auf Grund der Müdigkeit und dem regen Interesse der Kids am Nachbarn und der Nachbarin wurden die Erklärungen bei einigen eher zur Nebensache. Aber man ackerte sich durch den eigentlich recht kurzweiligen Vortrag und durfte dann in Kleingruppen mit der App „Actionbound“ das Städtchen noch auf eigene Faust erkunden. Zur  Belohnung gab es eine kleine Nascherei in einer Bäckerei, nachdem natürlich ordentlich auf Französisch gefragt hatte. Ein paar Auserwählte mussten / durften noch an einer Sendung des lokalen Radiosenders teilnehmen. Die Begeisterung hielt  sich in Grenzen, aber man erledigten diesen etwas Mut fordernden Teil mit Bravour. Mit schmerzenden Füßen, Hunger und dem Kopf voller Infos ging es zurück zur Schule, wo man den Corres kurz knuddelte und in den hoffentlich richtigen Bus einstieg.

Mittwoch, 26.03.: Trübe Aussicht auf den Eiffelturm

Eigentlich lief alles zu perfekt: Die Eltern brachten ihre Kids, die am Austausch teilnehmen sollten pünktlich zum spontanen Treffpunkt am äußeren Ring, da die Montfortstraße abgeriegelt ist; der Trennungsschmerz hielt sich doch arg in Grenzen; die Koffer konnten in Windeseile verstaut werden; der Bus rollte um 22:01, und damit nur eine Minute nach der veranschlagten Zeit vom Parkplatz. Als sich die Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe auch noch auffällig brav verhielten, war man auf Seiten der Begleitlehrkräfte einigermaßen skeptisch. Doch sollten sich Bedenken als unbegründet herausstellen. Es folgte eine reibungslose Nachtfahrt nach Paris, bei der erst Arthur und dann Thorten, der „Boss himself“ am Steuer saßen. Schon um Kurz nach fünf Uhr traf man an der letzten Rast vor Paris ein, um sich von der Jogginghose in eine Kleidung zu schmeißen, die der Modestadt Paris angemessen erschien.

Die Unannehmlichkeiten begannen mit der Einfahrt nach Paris: dichter Verkehr, lebensmüdige Rollerfahrer und ein eher unangenehmes Nieselwetter empfingen die BNGler in der Hauptstadt Frankreichs. Der Eiffelturm, an dem man bereits um halb sieben eintraf, war eingehüllt in dichte Nebelschwaden, so dass die Turmspitze gar nicht zu sehen war. Immerhin konnten auf dem Trocadero, einer erhöhten Plattform und beliebter Foto-Hotspot am Eiffelturm, erste Erfahrungen in Sachen Konversation gemacht werden. Geschickt wurde mit den „Fliegenden Händlern“ um Mini-Eiffeltürme und anderen Nippes gefeilscht. Auch die zahlreichen Fotomodels in ihren aufwändigen Kleidern waren trotzt der Kälte ein Hingucker! Die Schüler erhielten bei einer kurzen Stipvisite einen Vortrag zum Eiffelturm, dem Triumphbogen und der Avenue Champs-Elysées. Bei der anschließenden Shoppingtour auf selbiger Straße mussten die Kids leidvoll erfahren, dass die Geschäfte erst um 10 Uhr öffneten. Blöd gelaufen! Aber Mäcces hat immer auf!

Der Place de la Concorde, die Tuileries-Gärten, die zu dieser Jahreszeit eher karg daher kommen, der Louvre und die Garnier-Oper standen nach der Freizeit auf dem Programm, ehe es Busfahrer Thorsten gelang, uns wieder aus diesem Großstadtdschungel zu befreien. Allerdings zehrte die knapp 45-minütige Odyssee an den Nerven. Das Treffen von Emmanuel Macron und dem ukrainischen Präsidenten führte zu Absperrungen ganzer Straßenzüge, die dem Stadtverkehr nicht zu Gute kam.

Um exakt 18.28 Uhr rollte der Bus dann schließlich auf dem Parking Foch in Montfort-sur-Meu. Schon mit Passieren des Stadtschildes brach einige Hysterie im hinteren Teil des Busses aus. Der Bitte, man möge doch bitte wieder in Richtung Marktheidenfeld umkehren, kam man selbstverständlich nicht nach. Nach knapp 20 Stunden auf Achse wurden man schließlich von den Gastfamilien in Empfang genommen und sicher zum ersten gemeinsamen Abendessen geleitet. Lange dürfte weder die Kids noch die Lehrkräfte diesen Abend überlebt haben. Ab in die Koje!!!