Die Bühne platzte geradezu aus allen Nähten, als die 18 Schülerinnen und ein Schüler der 11. Theaterklasse unter der Leitung von OStRin Patricia Brusch im voll besetzten Theater des Balthasar-Neumann-Gymnasiums den Klassiker „Der Zauberer von Oz“ aufführten. Schon nach der zweiten Szene waren selbst die jüngsten Zuschauer völlig gebannt: „Tolles Stück!“, rief ein Kind spontan aus – und sprach damit wohl so manchem aus dem Herzen.
Alles, was auf der Bühne zu hören war, wurde von den Beteiligten selbst geschaffen – von der zarten Harfenmusik von Rebekka Freudenberger, die mit dem berühmten Ohrwurm „Somewhere over the Rainbow“ die Zuschauer ins Träumen versetzte, bis hin zum heulenden Orkan mit Wind und Donner. Dieser entführte Dorothy, gespielt von Lotta Eyrich, Helena Schüßler, Lena Adam und Sisi Shen, ins Land von Oz. Zum Teil wechselte die Besetzung der einzelnen Rollen während der Aufführung – doch dank gleichbleibender Kostüme bemerkte das Publikum die Änderung kaum.
Es dauerte nicht lange, bis mit einem lauten „Juchuh! Bahn frei, Drippsdrüü kommt!“ die gute Hexe auf der Bühne landete (Malia Göb), die Dorothy ein paar geheimnisvolle rote Schuhe schenkte. Dabei überbrachte sie die schlechte Nachricht, dass Dorothy nur mit Hilfe des Zauberers von Oz wieder zurück nach Hause kann. Gestärkt von Drippsdrüs „Original-Hexen-Kuss“, der auch gegen die angedrohten Verdauungsbeschwerden der beiden Apfelbäume Tutti und Frutti wirkt (Rebekka Freudenberger und Franka Leimeister), ging Dorothy entschlossen los.
Zuerst begegnete sie einer sprechenden Vogelscheuche (Jonas Dreßler, Sophia Zelder, Rebecca Freudenberger und Franka Leimeister), die vermeintlich nur Stroh im Kopf hatte („Kein Hirn!“). Den Mais vor lästigen Krähen zu schützen (Maren Endrich und Celine Großmann), ist auf Dauer dann aber doch zu langweilig, und so brach die Vogelscheuche mit auf zum Zauberer – in der Hoffnung auf ein bisschen Verstand.
Kurz darauf befreiten beide den Blechmann aus seiner misslichen Lage (Franziska von Deyn, Maren Endrich, Valentina Hofmann). Er war als Holzfäller von der bösen Hexe Massákka verhext worden und hatte daher seinen ganzen Körper aus Blech nachbauen lassen – doch Blech reagiert bekanntlich beim Kontakt mit Wasser, was ihn immer wieder einrosten ließ. Leider hatte der Schmied dabei sein Herz vergessen, das er sich nun vom Zauberer erhoffte. Die echte Rüstung erwies sich für die Schauspielerinnen als nicht ganz alltagstauglich – aber Kleider machen eben Leute!
Visnja Pasalic verkörperte die böse Hexe, die in Begleitung von ihrem Oberflugaffen Sazifer (Sisi Shen und Jonas Dreßler) und einer Wolke voll Gestank immer wieder den Weg der jungen Freunde kreuzte. Sie wollte mit aller Macht die roten Schuhe und damit die Gewalt über ganz Oz besitzen. Ein Tropfen Wasser sollte ihr dabei zum Verhängnis werden…
Auf dem Weg durch den unheimlichen Zauberwald sprang plötzlich ein Löwe aus dem Gebüsch hervor (Celine Großmann, Ella Fuhrmann, Aveline Hartmann). Doch er erwies sich nach dem ersten Schreck als kleines ängstliches Fellbündel, das im weiteren Verlauf allerdings weit mehr Mut bewies, als es selbst für möglich hielt.
Angekommen am Tor zur Smaragdstadt wurden die Freunde von den etwas dümmlichen siamesischen Zwillingen Kreti und Plethi begrüßt (Valentina Hofmann und Charlotte Freund), die nach anfänglichen Zögern nur wegen der roten Schuhe den Zutritt zum Zauberer gewährten. Der Zauberer (Lina Bamberger) erwies sich als harte Nuss, die die Freunde erst knacken mussten – und wer das Stück kennt, weiß vielleicht, welche Rolle Hausmeister Kuntscher dabei spielte. So bekamen alle am Ende ihre Wünsche erfüllt, und Dorothy konnte Tante Em (Coraline Dietzel) und Onkel Henry (Jonas Dreßler) wieder in ihre Arme schließen.
Eine echte Aufgabe für das gesamte Ensemble war der Umbau der großen Kartons, die sich in wechselnden Bildern zum Wald, zu einer gefährlichen Schlucht oder auch zum Thronsaal verwandelten. Dazwischen mussten noch die Bewohner von Oz oder die Gefangenen von Massákka verkörpert werden, sodass die Regisseurin und manch ein Schauspieler ins Schwitzen geriet – oder auch mal improvisieren musste.
Auch die Licht- und Tontechnik war sehr anspruchsvoll: Ob flackernde Gewitterblitze, Schneekälte oder dramatische Hexenstimmung – alles saß punktgenau und trug entscheidend zur Wirkung der Szenen bei. Dieser Herausforderung hat sich das Technikteam (Paulina Kuhn, Helena Schick und Felicia von Vietinghoff) mit Bravour gestellt.
Die Begeisterung war so groß, dass kurzerhand eine Zusatzvorstellung angesetzt werden musste – denn beide ursprünglich geplanten Aufführungen waren bis auf den letzten Platz besetzt. Und auch im Nachhinein war die Resonanz eindeutig: „Zu euch kommen wir wieder ins Theater!“, hörte man Eltern wie Kinder einstimmig sagen.
Ein magischer Theaterabend, der allen Beteiligten lange im Gedächtnis bleiben wird – und ein Beweis dafür, wie viel Leidenschaft, Kreativität und Teamgeist auf einer Bühne möglich sind.