„Ist das denn nicht viel zu traurig?“ „Oje, bei der Geschichte habe ich nur noch geheult!“ – So reagierten einige, die die Erzählung „Oskar und die Dame in Rosa“ von Eric-Emmanuel Schmitt gelesen oder gar den Film gesehen hatten, als sie hörten, dass der Wahlkurs dieses Stück aufführt. Dennoch setzten die Schüler der 7. und 8. Jahrgangsstufe des Balthasar-Neumann-Gymnasiums unter der Leitung von StRin Patricia Brusch mit Ideenreichtum und viel Fantasie die Geschichte des leukämiekranken Oskar in Szene – und ja, das war eine echte Herausforderung! Schließlich erfährt Oskar bereits am Anfang, dass er bald sterben wird, als ihm die geheimnisvolle Rosa begegnet. Die Rollen von Oskar und Rosa wurden von allen Schülern abwechselnd gespielt, die den beiden Protagonisten ihre je eigene Facette gaben.
Da ist anfangs Marie Ditterich, die liebevoll-freche Rosa, die Oskar den Vorschlag macht, Gott zu schreiben und ihn jeden Tag – natürlich nur um etwas Geistiges! – zu bitten. Alina Schunks Oskar hält zuerst trotzig dagegen, geht dann aber lieber doch auf Nummer sicher, als sie erkennt, dass Gott dann doch besser ist als Aladins Lampe. Katharina Buch verleiht Rosa einen geradezu mütterlichen Flair, wenn sie für alles eines Lösung findet und Oskar vorschlägt, jeden Tag seines Lebens zu leben, als wären es 10 Jahre. Luisa Fünkner lässt den Hass glaubwürdig werden, den Oskar auf seine Eltern verspürt, als sie nicht den Mut finden, ihren Sohn zu besuchen – aus Angst, dass er ihnen ihre Trauer anmerkt. Maria Capra gibt eine aufmunternde Rosa, die Jan Schuster alias Oskar zu seinem Glück zwingt, Peggy Blue anzusprechen, die er insgeheim sehr gern hat. Schließlich muss er sie vor den gruseligen Gespenstern beschützen, die Peggy nachts heimsuchen. Juna Trunk als Rosa befürwortet empört über die Vorschriften des Krankenhauses Oskars Hochzeit mit Peggy sogar. Dann zeigt sie ihm einen Gott am Kreuz, der mit Oskar im Leid verbunden ist – im Gegensatz zu einem Bodybuildergott im vorteilhaften Tanga! Marie Ditterichs Oskar ist zunächst sehr skeptisch, lässt sich dann aber doch darauf ein, erst einmal Vertrauen zu haben. Wer denkt, dass es sich bei Rosa um eine Art Moralapostel handelt, wird durch ihre Erinnerungen an ihre früheren Gegnerinnen als Catcherin eines Besseren belehrt. Kreativ bringen die jungen Schauspieler die Kämpfe auf die Bühne. Christina van Maren als Rosa stellt hier ihr Talent als „Kickboxerin von Marktheidenfeld“ unter Beweis.
Wer Rosa eigentlich ist, konnte und wollte der Wahlkurs nicht beantworten. Aber die Zuschauer beschäftigte diese Frage über die Vorstellung hinaus, wobei eine Idee besonders auffiel: es könnte sich um den Tod selbst handeln, der Oskar beim Sterben begleitet, und auch allgegenwärtig ist, als die Trauernden sich ein Jahr später wieder zum Gedenken am Grab Oskars treffen. Was für ein tröstlicher Gedanke, der den Tod nicht als Schrecken ansieht, sondern daran erinnert, dass man das Leben in allen Momenten genießen sollte! Die Aufführung ist offenbar bei den Zuschauern gut angekommen.